Laut polizeilicher Einbruch-Statistik werden in Deutschland immer mehr Einbruchversuche vorzeitig abgebrochen. Erhöhte Sicherheitsmaßnahmen an Haus und Wohnung sowie der zunehmende Einsatz einbruchhemmender Bauelemente wie Türen, Fenster und Rollladen zeigen demnach eine deutliche Wirkung. Wer sich mit dem Thema Einbruchschutz auseinandersetzt, wird früher oder später mit dem Begriff „Resistance Class“ in Berührung kommen. Seit 2011 ersetzt dieser die frühere Bezeichnung „Widerstandsklassen“, nach denen einbruchhemmende Bauteile eingeteilt sind. Doch was bedeuten die sieben Klassen eigentlich und was ist für wen geeignet?
Aus Widerstandsklasse (WK) wird Resistance Class (RC)
Bis 2011 wurden einbruchhemmende Bauteile in sogenannte Widerstandsklassen eingeteilt, die mit dem Kürzel „WK“ gekennzeichnet waren. Um die Anforderungen an einbruchhemmende Bauteile auf europäischer Ebene zu vereinheitlichen, wurde 2011 die Norm DIN EN 1627 entwickelt. Diese definiert sieben Widerstandsklassen, die fortan als „Resistance Class“, kurz RC, beschrieben sind. Da die neuen Bestimmungen einen höheren Anspruch an Einbruchhemmung vorsehen, lassen sich die vorherigen WK-Widerstandsklassen nicht eins zu eins auf die neuen Resistance Class-Normen übertragen. RC-Widerstandsklassen reichen von den Kategorien RC 1 N bis RC 6. Für den privaten Bereich eignen sich vor allem die Klassen RC 1 N, RC 2 N und RC 2. Bauelemente dieser Klassen sind marktüblich erhältlich, während Kategorien ab RC 3 bereits erhöhte Anforderungen stellen, die eher für gewerbliche und industrielle Bereiche relevant sind.
Die DIN Norm EN 1627 ist Teil einer Prüfnormen-Reihe für Bauteile wie Türen, Fenster, Fenstertüren, Rollladen und Gitterelemente. Die konkreten Test-Verfahren sind in den dazugehörigen Normen DIN 1628 bis 1630 festgelegt. Die Grundlage der Prüfungen ist dabei durchaus praxisnah: Je nach benutztem Werkzeug, Erfahrung des Täters und definiertem Zeitfenster wird geprüft, wie viel Widerstand das jeweilige Bauelement einem Einbruchversuch entgegensetzt.
Was wird geprüft?
Die Höhe der jeweiligen Widerstandsklasse ergibt sich aus den Parametern Zeit, Werkzeug und Professionalität des Täters. Es wird also unterschieden zwischen Gelegenheitstätern, die ohne vorherige Planung sowie mit einfachem oder ganz ohne Werkzeug ans Werk gehen, und professionellen Einbrechern, die mit gezielter Planung, großer krimineller Energie und leistungsfähigen Elektrowerkzeugen wie Bohrmaschinen oder Winkelschleifern arbeiten. Der wichtigste Aspekt bei jedem Einbruchversuch ist aber die Zeit: Diese bestimmt maßgeblich, ob ein Einbruch gelingt oder es lediglich bei einem Versuch bleibt. Je länger Täter brauchen, um sich Zugang zu einem Objekt zu verschaffen, desto größer ist die Entdeckungsgefahr. Deshalb sind gut gesicherte Häuser und Wohnungen für Einbrecher kein lohnenswertes Ziel.
Einbruchhemmende Bauteile werden nach der europäischen DIN-Norm hinsichtlich dieser Parameter von unabhängigen, akkreditierten Stellen geprüft und erhalten bei positivem Beschluss ein entsprechendes Siegel, das die Elemente von RC 1 N bis RC 6 klassifiziert. So bieten die Klassen RC 1 N, RC 2 N und RC 2 eine gute Sicherung im Vergleich zu herkömmlichen Fenstern, Türen und Rollladen. In Standardausführung ohne Widerstandsklasse bieten viele Bauelemente keinen Einbruchschutz und können mit einfachem Werkzeug von einigermaßen geübten Tätern in Sekundenschnelle überwunden werden. Der Zusatz „N“ bezeichnet übrigens nationale Sonderregelungen. In Deutschland definiert die Norm in den unteren Klassen die Stabilität und Konstruktion der Rahmenelemente, es werden aber keine weiteren Anforderungen an die Verglasung gestellt, wie es zum Beispiel in Österreich der Fall ist. Fenster und Fenstertüren mit dem Zusatz „N“ bieten guten Einbruchschutz, sie sind aber nicht mit Sicherheits- oder einbruchhemmender Verglasung ausgestattet. Bei Haustüren legt die Norm zudem im Anhang fest, welche Schließzylinder und Schutzbeschläge welcher RC zuzuordnen sind.
Was bedeuten die einzelnen Widerstandsklassen?
Ob Fenster, Türen, Rollladen oder Gitter: Das beim Einbruchversuch eingesetzte Werkzeug ist in der Regel vergleichbar. Deswegen werden all diese Bauelemente ähnlichen Prüfverfahren unterzogen und entsprechend klassifiziert.
Von RC 1 N bis RC 6 – die Bedeutungen im Überblick:
RC 1 N |
Bauteile dieser Klasse weisen einen Grundschutz gegen spontan agierende Gelegenheitstäter auf. Sie setzen vor allem Vandalismus und Aufbruchversuchen durch körperliche Gewalteinwirkung wie Treten, Gegenspringen, Hochschieben oder Herausreißen ausreichenden Widerstand entgegen. Angriffe, auch mit einfachsten Werkzeugen, können laut Prüfnorm bis zu 3 Minuten abgewehrt werden. |
RC 2 N |
Tätern, die mit einfachem und leicht transportablem Werkzeug wie Schraubendrehern, Keilen oder Zangen ans Werk gehen, kosten Bauelemente dieser Klasse etwa 3 Minuten Zeit zur Überwindung. Wie die Bezeichnung „N“ aussagt, wird wie bei RC 1 N kein Sicherheitsglas eingesetzt. |
RC 2 |
Diese Klasse unterscheidet sich von RC 2 N durch den Einsatz von Sicherheitsverglasung. Diese ist zwar kostenintensiver, verhindert aber das einfache Zerschlagen der Scheiben, wodurch Terrassentüren und Fenster mittels Durchgreifen schnell geöffnet werden können. |
RC 3 |
RC 3 eignet sich für ein erhöhtes Einbruchrisiko, bei dem Täter geplant und mit aufwändigerem Werkzeug wie zum Beispiel einem Kuhfuß ans Werk gehen. Mit RC 3 klassifizierte Bauelemente sind mit P5A-Sicherheitsverglasung ausgestattet und müssen Einwirkungen durch Täter und Werkzeug mindestens 5 Minuten standhalten. |
RC 4 |
Diese Klasse stellt bereits einen sehr hohen Sicherheitsstandard dar und wird im privaten Bereich selten eingesetzt. Bauteile dieser Klasse müssen Einwirkungen professioneller Täter durch Sägewerkzeuge sowie Schlagwerkzeuge wie Axt, Hammer und Stemmeisen und selbst Bohrmaschinen mindestens10 Minuten lang standhalten. |
RC 5 |
Nach RC 5 klassifizierte Bauelemente werden so gut wie ausschließlich im gewerblichen Bereich eingesetzt, zum Beispiel für Hochsicherheitsbereiche mit Personenschutz. So bieten beispielsweise Fenster dieser Klasse Schutz gegen den Einsatz zusätzlicher Elektrowerkzeuge wie Bohrmaschinen, Stich- oder Säbelsägen – und das für mindestens 15 Minuten. |
RC 6 |
Bauelemente dieser höchsten Widerstandsklasse sind meist Sonderanfertigungen, geeignet für in der Regel gewerbliche Hochsicherheitsbereiche mit erhöhtem Einbruchrisiko. Sie müssen wie bei RC 5 der Einwirkung von Elektrowerkzeugen standhalten, dies jedoch über mindestens 20 Minuten. |
Für den privaten Bereich sind in der Praxis die RC-Klassen RC 1 N bis RC 2 relevant. Die höheren RC-Klassen weisen einen so hohen Einbruchschutz auf, das unter anderem besondere Anforderungen an die Konstruktion der Bauelemente gestellt wird: Standardprofile eignen sich nicht für die Dicke des erforderlichen Sicherheitsglases und Profile werden meist aus Metall hergestellt, sodass die Produktion in der Regel aufwändig und kostspielig ist.
Eine Frage des Budgets ist der Einbruchschutz natürlich auch im privaten Bereich. So richtet sich die Auswahl der Widerstandsklasse in der Regel nach Aspekten wie baulichen Gegebenheiten, Wert des Inventars, Risiko, persönlichem Sicherheitsbedürfnis und Budget.
Fenster, Türen, Rollladen: Welche Widerstandsklasse eignet sich wofür?
Wie wichtig Einbruchschutz ist, ist den meisten Menschen bewusst. Aber Einbruchschutz ist auch eine Kostenfrage. Je höher die Widerstandsklasse, desto teurer die Fertigung und damit der Preis. Während Bauelemente von RC 1 N bis RC 2 zu durchaus marktüblichen Preisen erhältlich sind, bewegen sich Produkte ab RC 3 in der Regel bereits im weitaus höheren Preissegment. Wer also über eine Investition in einbruchhemmende Bauelemente nachdenkt, sollte nicht allein auf die Höhe der Widerstandsklasse achten. Effizient und sinnvoll wird Einbruchschutz erst, wenn die eingesetzten Elemente und Sicherheitsmaßnahmen intelligent aufeinander abgestimmt sind, sodass ein ganzheitlicher Schutz entsteht – bei tragbarer Kosten-Nutzen-Bilanz. Dies erfordert zunächst eine realistische Bestandsaufnahme der individuellen Gegebenheiten: Wohnen Sie in einer Risiko-Gegend, in der häufig eingebrochen wird? Gibt es leicht zugängliche Bereiche am Haus wie ungeschützte Kellerschächte oder gut erreichbare Balkone? Wie groß ist Ihr persönliches Sicherheitsbedürfnis, wie wertvoll Ihr Inventar, wie begehrlich Ihr Haus für Einbrecher?
Oftmals offenbart ein kleiner Rundgang durch das Haus die kleinen und großen Schwachstellen wie veraltete Türen und Fenster, ungesicherte Rollladen oder dunkle Nischen, in denen sich Täter unbemerkt ans Werk machen können. Das Erdgeschoss ist durch seine zugängliche Lage sowie bodentiefe Verglasungen und Terrassentüren der anfälligste Bereich.
Fenster und Türen mit RC 2 sorgen auf ebenerdigen Geschossen für gute Einbruchsicherheit. Gerade bei großen Glasflächen ist der Einsatz von Sicherheitsverglasung durchaus sinnvoll, insbesondere, wenn zum Beispiel bodentiefe Fenster nicht durch Rollladen geschützt sind. Generell spielen Rollladen eine wichtige Rolle im Einbruchschutz. Sind Fensterflächen durch qualitativ hochwertige Rollladen mit Hochschubsperre gesichert, bieten auch RC 2 N-Elemente, also Türen und Fenster ohne Sicherheitsglas, guten Schutz für Erdgeschoss-Bereiche. Der Einstieg über Fenster oder Balkontüren in oberen Etagen wird durch Diebe möglichst vermieden. Schließlich ist der Aufstieg aufwändig, auffällig und verursacht oft Lärm, die Entdeckungsgefahr steigt erheblich. Zudem verfügen Einbrecher auf Leitern oder Dachrinnen stehend über wenig Stabilität, sodass in den oberen Etagen Bauelemente mit RC 1 N den Eindringlingen genug Widerstand entgegensetzen. In Kombination mit hochwertigen Rollladen – mit denen sich übrigens auch Dachgeschossfenster sehr gut sichern lassen – können Sie sich geschützt fühlen. Denn bevor sich Täter unter ständiger Entdeckungsgefahr an einbruchhemmenden Fenstern und Rollladen abmühen, suchen sie sich lieber ein weniger gesichertes Objekt – Gelegenheit macht Diebe.
Worauf sollte man achten?
Die RC-Kategorien definieren den Widerstand und damit den für Einbrecher auschlaggebenden Zeitfaktor. Um die einbruchhemmende Wirkung zu gewährleisten, müssen die Bauelemente demnach spezifische Merkmale aufweisen. Bei Fenstern, Türen und Rollladen gibt es unabhängig von den Widerstandsklassen verschiedene einbruchhemmende Merkmale, die bereits für sich genommen einen erhöhten Schutz bieten.
So sollten Fensterkonstruktionen stets mit sogenannten Pilzkopfriegeln ausgestattet sein. Diese verhindern ein Aushebeln der Fenster und Fenstertüren. Haustüren sollten als Gesamtelement stets sicher mit dem Mauerwerk verbunden sein und unter anderem qualitativ hochwertige Sicherheitsschließbolzen aufweisen, die ein Aufbrechen verhindern. Bei Rollladen sollte man darauf achten, dass eine Hochschiebesperre eingebaut ist und verstärkte Führungsschienen ein Herausreißen verhindern. Auch das Material spielt eine Rolle: Während einfache Kunststofflamellen leicht zu durchschneiden sind, machen es Aluminium-Profile mit ausgeschäumten Kern Einbrechern erheblich schwerer, den Rollladen zu überwinden.
Wichtig ist stets die sinnvolle Kombination einbruchhemmender Maßnahmen. Im Idealfall sind alle Maßnahmen aufeinander abgestimmt, sodass die wichtigsten Sicherheitslücken geschlossen sind. Dabei spielt auch die fachgerechte Montage eine große Rolle: Ebenso wenig, wie ein Sicherheitsglas sinnvoll ist, wenn ein Fenster einfach ausgehebelt werden kann, nützen auch die besten Bauelemente nichts, wenn sie nicht professionell montiert sind. Welche Errichterfirmen für einbruchhemmende Bauteile zu empfehlen sind, erfahren Sie unter anderem bei den örtlichen polizeilichen Beratungsstellen. Eine offizielle Liste mit seriösen, geprüften Produzenten einbruchhemmender Bauteile, zu denen auch HEIM & HAUS gehört, ist bei den meisten polizeilichen Beratungsstellen erhältlich.
Wer beabsichtigt, in Zuge einer Sanierung in einbruchhemmende Maßnahmen und Bauelemente zu investieren, sollte sich auch über Fördermöglichkeiten informieren: Die staatliche KfW-Bank unterstützt Maßnahmen zum Einbruchschutz mit unterschiedlichen Fördermodellen.