Energie sparen ist heute wichtiger denn je, nicht nur für den eigenen Geldbeutel, sondern auch für die Umwelt. Heizung und Warmwasser sind in privaten Haushalten nach wie vor die größten Energieverbraucher. Doch womit lässt sich am meisten Energie einsparen, über eine Dämmung oder doch eine neue Heizungsanlage? Wie lässt es sich effizienter heizen und wo lauern im Haus die größten Wärmeverluste? HEIM & HAUS hat die wichtigsten Fakten über Dämmung und Heizung zusammengestellt.
1. Dämmung wirkt!
Die Frage, ob eine Dämmung überhaupt notwendig ist, um Energie zu sparen kann nur eindeutig mit Ja beantwortet werden. Denn die Dämmung eines Hauses wirkt ähnlich wie unsere Kleidung im Winter: Sie schützt vor Wärmeverlusten, sodass weniger Energie nötig ist, um das Haus bzw. den Körper warm zu halten. Je nach Gebäudetyp und Bausubstanz gehen im Schnitt rund 30 Prozent der Heizenergie über ungedämmte Wände ungenutzt verloren. Auch ein ungedämmtes Dach sorgt für große Wärmeverluste. Durch eine komplette Dämmung der Gebäudehülle, also Fassade, Dach, Fenster und Haustür, lassen sich Energieeinsparungen von rund 50 Prozent erzielen.
2. Arten von Dämmung und ihre Wirkungen
Es gibt verschiedene Bereiche am Haus, die sich nachträglich dämmen lassen. Grundsätzlich sollte man im Einzelfall prüfen, wo die größten Wärmelecks bestehen. Ist das Dach undicht oder die Haustür veraltet, können diese Faktoren schon zu erheblichen Energieverlusten beitragen.
Grundsätzlich ist die Dämmung der Außenwand am effektivsten und bringt die größten Einsparungen. Sie ist aber auch am aufwändigsten und entsprechend teuer. Eine Dämmung des Daches ist hingegen einfacher zu bewerkstelligen und mit etwas Geschick sogar in Eigenarbeit zu leisten. Da Wärme nach oben steigt, sorgt eine gute Dach-Dämmung für spürbar weniger Wärmeverluste. Wenig aufwändig und vergleichsweise effektiv ist auch die Dämmung der Kellerdecke. Etwa 10 Prozent der Wärme entweichen nach unten. Ist der Keller weitestgehend unbeheizt und der Fußboden im Erdgeschoss oft unangenehm kalt, lohnt sich eine Dämmung der Kellerdecke. Dafür werden Dämmplatten in Eigenarbeit oder durch einen Handwerker an der Kellerdecke montiert. Das Ergebnis: Der Wohnraum ist weniger „fußkalt“ und die Wärme bleibt länger im Raum.
3. Welche Dämmung eignet sich für wen?
Da Neubauten per se der Energieeinsparverordnung (EnEV) unterliegen und entsprechend energiesparend gebaut und konstruiert sind, ist eine nachträgliche Dämmung vor allem für Altbauten interessant. Grundsätzlich gilt: Je älter und unsanierter das Haus, desto größer die Einsparpotenziale. Da im Bestand mit den Jahren immer wieder Reparaturen oder Sanierungsarbeiten anfallen, lohnt es sich, diese mit energiesparenden Maßnahmen zu verknüpfen. Muss zum Beispiel das Dach neu gedeckt werden, lassen sich die Arbeiten gut mit einer Dachdämmung kombinieren. Benötigt die Fassade einen neuen Anstrich und die Gerüste sind bereits aufgebaut, kann es sich lohnen, eine Fassadendämmung mit einzuplanen.
Je nach Gebäude und individuellen Gegebenheiten sollte man aber ein paar Dinge beachten: Bei einer Außendämmung muss ausreichend Dachüberstand vorhanden sein. Die Gebäudehülle erhält quasi eine zusätzliche Schicht, deren rund 15 cm Dicke zu Dach, Fenstern und Tür passen müssen. Alternativ eignen sich Dämmstoffe, die zwar dünner sind, aber trotzdem die passenden Dämmwerte aufweisen. Diese erkennt am an der sogenannten Wärmeleitgruppe. Je geringer die Wärmeleitgruppe desto besser die Dämmwirkung.
Vor aufwändigeren Dämmmaßnahmen sollte aber immer ein Experte hinzugezogen werden, der die individuellen Gegebenheiten begutachtet und wirksame, auf Gebäude und Budget zugeschnittene Maßnahmen empfehlen kann. Ein grundsätzlicher Gebäudecheck bei der Verbraucherzentrale kostet lediglich 30 Euro, eine individuelle Beratung vor Ort kann hingegen mit rund 600 Euro zu Buche schlagen. Die Kosten für eine Energieberatung werden aber durch die KfW gefördert. Bei größeren Sanierungsvorhaben lohnt sich eine solche Beratung unbedingt, denn so lässt sich sicherstellen, dass keine unnötigen oder unwirksamen Maßnahmen ausgeführt werden.
4. Auswirkungen von veralteter Heiztechnik
Neben mangelnder Dämmung sorgen vor allem veraltete Heizungsanlagen für hohe Energieverluste. Da alte Heizungsanlagen Wärme nicht so effizient umwandeln können wie moderne Systeme, gehen rund 14 Prozent der Heizenergie verloren. Empfohlen wird, die Heizungsanlage spätestens alle 30 Jahre auszutauschen. Moderne Heizungsanlagen werden ebenfalls durch die KfW mit Investitionszuschüssen und zinsgünstigen Krediten unterstützt. Besonders in Altbauten kommt es zudem häufig vor, dass Heizungsrohre ungedämmt durch das Haus verlaufen. Die im Durchschnitt 40 Meter Heizungsrohr verlieren in ungedämmtem Zustand bis zu 30 Prozent an Heizenergie allein auf dem Weg durchs Haus. Heizungsrohre lassen sich einfach und kostengünstig ummanteln, was für eine deutliche effizientere Nutzung von Heizenergie sorgt.
5. Dämmung oder Heizung erneuern? Die richtige Reihenfolge
Dämmung und Heizungsanlage sind zurzeit die Mittel der Wahl, um effizient und dauerhaft Energie zu sparen. Wer aber zuerst eine neue Heizungsanlage installiert und sich später zu einer Außendämmung entschließt, steht vor dem Dilemma, dass die Heizungsanlage nicht zur neuen Dichtigkeit der Gebäudehülle passt. Denn da die Außendämmung Wärme länger im Raum hält, kann die Heizungsanlage entsprechend kleiner dimensioniert sein.
1. Außendämmung von Wänden, Decken, Dächern
2. Einbau von Baulementen mit hohen Wärmedämmewerten
3. Anpassung der Heizungsanlage an neue Dämmung der Gebäudehülle
Wer sich für energiesparende Sanierungsarbeiten entscheidet, sollte deshalb als erstes die Dämmung planen. Anschließend sollte passend zur Gebäudehülle und dem eigenen – nun geringeren – Bedarf die entsprechende Heizungsanlage ausgewählt werden. Auch der Austausch von Bauelementen wie Fenstern oder Haustüren sollte nach den Dämmmaßnahmen erfolgen. So lassen sich Fenster und Tür exakt und optisch harmonisch an die neue Fassade anpassen und die Dämmung der Gebäudehülle kann lückenlos erfolgen.
6. Wärmeverluste durch Fenster und Haustür
Über nicht gedämmte, veraltete Fenster entstehen große Wärmeverluste. Denn sowohl Glas als auch veraltete und womöglich undichte Rahmen lassen Heizenergie ungenutzt entweichen und kalte Außenluft eindringen. Sowohl eine Dämmung der Fassade als auch eine neue Heizungsanlage können diese Wärmeverluste nicht verhindern. Deshalb ist es sinnvoll, im Zuge einer energetischen Sanierung auch Fenster und Haustür einzubeziehen.
Bei der Auswahl geeigneter energiesparende Fenster und Türen sollte man sich nach dem U-Wert richten. Dieser beschreibt die Wärmeleitfähigkeit von Bauelementen. Der U-Wert gibt an, wie viel Wärme durch einen Quadratmeter Fläche fließt bei einem Temperaturunterschied von 1 Grad. Je niedriger der U-Wert, desto besser ist die Wärmedämmung. Die Energieeinsparverordnung (EnEV) schreibt zum Beispiel bei Haustüren einen maximalen U-Wert von 1,8 W/(m2K) vor. Bei wärmedämmenden Fenstern gilt gemäß der EnEV ein U-Wert von maximal 1,1 W/(m2K). Auch hier ist der Effekt deutlich: Durch einen Fensteraustausch mit wärmedämmenden Fenstern werden die Wärmeverluste über die Glasflächen um bis zu 50 Prozent reduziert.
7. Richtig Heizen und Lüften
Selbst gut gedämmte Häuser mit neuer Heizungsanlage erfordern ein konsequentes Heiz- und Lüftverhalten. In unsanierten Altbauten sorgt eine aufeinander abgestimmte Kombination aus Heizen und Lüften für eine effizientere Nutzung der Heizwärme und spart sogar bares Geld.
Beim Heizen sollte man darauf achten, nur wirklich genutzte Räume in angenehmem Maß zu beheizen. Innentüren sollten geschlossen sein, damit Wärme nicht entweicht. Wichtig ist, die Räume nicht zu stark auszukühlen zu lassen, zum Beispiel durch Abdrehen des Thermostats, nachts oder wenn niemand zuhause ist. Das erneute Aufheizen ausgekühlter Räume verschlingt mehr Energie, als das Halten einer dauerhaft niedrigen Grundtemperatur.
Das gleiche sollte man beim Lüften beachten, besonders im Winter: Hier sind die Lüftungsintervalle kürzer, dafür aber häufiger. Im Winter sollte man 3 bis 5 Mal am Tag die Fenster für nur 5 Minuten weit öffnen. Durch den Luftaustausch ist die Luft nicht nur frischer und sauerstoffreicher, sie erwärmt sich auch besser. Dies beugt Feuchtigkeitsansammlungen und damit Schimmelgefahr vor.
8. Dämmungs-Mythen
Um die Dämmung eines Gebäudes ranken sich einige Mythen, die heute klar widerlegt sind. Dies betrifft vor allem die Punkte Schimmelbildung bei gedämmten Gebäuden und die Brennbarkeit der Dämmstoffe. Ein häufiges Vorurteil bei Dämmungsmaßnahmen ist, dass das Haus durch die Luftdichtigkeit nicht mehr „atmen“ könne und somit anfälliger ist für Schimmelbildung. Genau das Gegenteil ist der Fall. Schimmel bildet sich an kalten und feuchten Stellen am Mauerwerk. Ist eine Dämmung der Wände fachgerecht einwandfrei ausgeführt, sind die Wände absolut trocken und wärmer als ungedämmte Wände. Auf warmen und trockenen Untergründen kann sich Schimmel nicht ansiedeln, dem Pilz fehlt schlichtweg der Nährboden. Ganz gleich ob in gedämmten oder ungedämmten Bauten: Schimmel wird in erster Linie durch richtiges und regelmäßiges Lüften wirksam verhindert
Auch die erhöhte Brandgefahr durch verbaute Dämmstoffe gehört mittlerweile in das Reich der Mythen. Heute müssen alle eingesetzten Dämmstoffe die Bestimmungen des Brandschutzes erfüllen und werden darauf durch die deutsche Bauaufsicht getestet. Brennbare Dämmstoffe werden im Sinne des Brandschutzes mit Flammschutzmitteln behandelt und gelten als „schwer entflammbar“. Wer ganz auf Nummer sicher gehen möchte, kann sich aber auch für mineralische Dämmstoffe wie zum Beispiel Mineralwolle entscheiden, denn diese sind naturgemäß nicht brennbar.